Internet: Kinder im Visier


Noch ist das deutschsprachige Internet-Angebot für Kinder nicht gross. Das könnte sich jedoch schon bald ändern.

Knallbunt ist sie und voller pulsierender Comics: die Homepage des US-Kinderfernsehkanals «Nickelodeon». Ganz ähnlich sieht es auf Disneys Internet-Seiten aus, wo sich Schneewitchen, Winnie the Pooh und Mickey Mouse ein Stelldichein geben. Die Seiten sind so gemacht, dass man sich auch ohne Sprachkenntnisse durchwursteln kann. Hinter den lustigen Zeichnungen warten nicht nur trockene Informationen, sondern immer mehr ausgeklügelte Spiele. Sie können es - ausgestattet mit Sound und Animation - fast mit jeder CD-ROM aufnehmen.

 
Immer mehr Kinder

In den USA haben immer mehr Kinder Zugang zum Netz: schon sind dort rund vier Prozent aller Computerbenützer unter 12jährig, weitere fünf Prozent sind unter 17. Die Schätzungen stammen von den Marktforschern des US-Unternehmens Jupiter Communications, das sich auf interaktive Medien spezialisiert hat und seine Erkenntnisse mit einem Newsletter oder mit Kongressen teuer verkauft. Wer bereit war 2000 Dollar Eintrittsgebühren zu bezahlen, durfte zum Beispiel diesen Sommer in San Franzisco am Kongress «Digital Kids» neue Erkenntnisse zum Thema «Kinder und Internet» abholen.

Das grosse Geld ist in diesem Markt nicht zu holen, noch nicht. Aber die Positionen sind bezogen: das Internet ist für die beteiligten Firmen in der Regel einfach ein zusätzliches Medium, das genutzt wird, um bestehende Angebote zu verkaufen: Spielwaren bei Lego, ein Fernsehprogramm bei Nickelodeon, Kinderkleider beim Trendshop Gap und Filme bei Disney. Letztlich sind also all diese Angebote Werbung und darauf ausgerichtet, Umsätze oder Zuschauerzahlen zu erhöhen.

Ganz anders ist das Bild in der Alten Welt. Angebote für Kinder sind kaum existent oder stecken buchstäblich noch in den Kinderschuhen: «Wie soll man das Internet an den Schulen auf eine sinnvolle Art und Weise einführen, wenn es noch kaum deutschsprachige Angebote gibt, die wirklich kindergerecht sind?» fragt etwa ein Schweizer Sekundarlehrer.

Der Mangel an kindgerechten, deutschsprachigen Inhalten kann auch inspirierend sein: genau in diese Lücke springt zum Beispiel die Hamburger Pädagogin Birgit Bachmann mit ihrer Suchmaschine «Die blinde Kuh». Illusionen macht sie sich aber keine: «Vom neuen Medium dürfte bald vor allem die Werbung profitieren.»

Aufschwung dank Kabel

Sie dürfte sich nicht täuschen: der Schweizer Internet-Spezialist Matthias Zehnder sieht in den Kindern ein wichtiges, neues Publikum. «Internet-Anschlüsse werden bald via TV-Kabel zugänglich sein und damit sehr viel billiger und schneller werden», meint er. Der Zürcher Internet-Entwickler Hans Ott pflichtet ihm bei: «Die zurzeit laufenden Bemühungen, das Internet an den Volksschulen einzuführen, werden hier einiges in Bewegung setzen.» Auf die neuen Angebote freut er sich, denn «Kinder sind ein anspruchsvolles Publikum».

Patrick Hediger/Dominik Landwehr

 


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