Entertainment
for the Future
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Interview mit Douglas Rushkoff geführt von Dominik Landwehr | ||
19.02.1998 | ||
Nicht Internet und Fernsehen werden die Unterhaltung der Zukunft bestimmen, sondern direkte, zwischenmenschliche Begegnungen. Diese Meinung vertritt der bekannte amerikanische Autor und Spezialist für Cyber-Kultur, Douglas Rushkoff. | ||
Sie gelten als Spezialist für
Neue Medien und Unterhaltung. Wie unterhalten Sie sich am liebsten?
Soll ich ganz ehrlich sein? – Mit Sex! Mit einer schönen Frau zuf schlafen, das ist für mich die beste Art von Unterhaltung. Oder mit Masturbation... das ist für mich auch Unterhaltung. Ganz ernst: ich gehe wenig in Kinos oder an Parties, am besten mag ich es, wenn wir in einer kleinen Gruppe zusammenkommen und uns unterhalten. |
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Sind Sie auch ein Fernseh-Konsument?
Ja, unbedingt, ich schaue sehr gerne TV. Aber ich schaue nicht ein Programm, sondern ich zappe herum. |
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Sind das nun einfach ihre persönlichen
Vorlieben, oder sind das auch allgemeingültige Trends?
Das sind schon Trends. Die Leute wollen heute keine leeren, kommerziellen Events mehr. So vieles ist sinnlos. Ich glaube, dass sich in Zukunft immer mehr Leute am liebsten abkoppeln vom Lärm der Medien. |
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Bedeutet das, dass die elektronischen
Medien in Zukunft weniger wichtig sein werden?
Nein, ganz und gar nicht. Sie werden einfach sehr viel mehr mit Arbeit zu tun haben. Börsenkurse via Internet – das hat für mich nichts mit Freizeit zu tun. Tele-Arbeit ist nicht Freizeit, sondern Arbeit, auch wenn sie in den eigenen vier Wänden stattfindet. In der Freizeit möchten die Leute nicht mehr mediale Erfahrungen, sondern Erlebnisse aus erster Hand. |
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Diese Aussagen überraschen
– gerade in den USA schauen viele Kinder jeden Tag stundenlang TV.
Das stimmt sicher. Aber was passiert dabei wirklich: schauen die Kids ein bestimmtes Programm oder zappen Sie einfach nur herum? – Für mich ist Fernsehen eine Art von Meditation. Es ist wie ein Droge, in der man einen bestimmten Bewusstseinszustand erreicht. Die Kinder haben heute eine total andere TV-Erfahrung als wir meinen. Sie springen herum und verfolgen gleichzeitig mehrere Programme. Zapping ist eine Abwehr gegen ein Medium, das einem versucht in Beschlag zu nehmen. Damit schafft man Distanz. Wir mögen es eben nicht, wenn wir "programmiert" werden. |
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Heisst das, dass Fernsehkonsumenten
in Zukunft eine andere Einstellung zum Medium haben werden?
Nein, man wird nur ehrlicher sein und zugeben, dass man nicht wirklich zuschaut. |
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Das werden Fernseh-Produzenten
und Werbetreibende nicht gerne hören
Es tönt hart, aber es ist die Wirklichkeit: die Fernsehwerbung in der heutigen Form funktionniert nicht und ist zum Untergang verurteilt. Werbung und Programm werden in Zukunft miteiander verschmelzen. Die Technologie dafür liefert das Internet. Man wird einfach die Turnschuhe des Helden anklicken können und erhält so alle Informationen, auf die gleiche Art und Weise wird man diese Schuhe auch kaufen können. |
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Internet und Fernsehen nähern
sich also aneinander an.
Ja. Trotzdem sind das zwei verschiedene Dinge: Fernsehen ist passiv, die Benutzung des Internets eine aktive Tätigkeit. |
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Welche Rolle spielen dann Videogames?
Im Grund genommen sind das einfach Trainingsmodelle für neue Medien. Die Kinder lernen anhand von Spielen, mit den neuen Medien umzugehen. Die heutigen Spiele sind noch stark auf die rein technologische Seite ausgerichtet. Das ändert sich jetzt schon ein wenig. Die Spiele der Zukunft werden vernetzte Spiele sein. Das bedeutet, dass man sich seine Mitspieler über das Internet aussuchen kann. Erste solche Spiele gibt es bereits. |
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Es fällt den Kindern sehr
viel leichter, sich mit diesen neuen Medien auseinanderzusetzen. Was empfehlen
sie den Erwachsenen, den über 40jährigen?
Ein 14jähriger kann immer besser mit dem Computer umgehen als ein 40jähriger. Das ist einfach so. Man soll als Erwachsener nicht versuchen, mit Kindern in einen Konkurrenzkampf zu treten. Das ist aussichtslos. Stattdessen muss man wissen, was Erwachsene können und was Kinder. |
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Und das wäre?
Kinder und Junge sind unheimlich gut im Sammeln von Informationen. Die Älteren verstehen sich aber besser auf das Auswerten. Sie haben Erfahrungen, die den Jungen abgehen. Schauen sie, so viele Kinder kriegen heute zuwenig Aufmerksamkeit, dabei dürsten sie geradezu danach, dass man sich mit ihnen auseinandersetzt, dass man sie ernst nimmt. Aber wenn man Kinder als Konkurrenten ansieht, wird man immer verlieren. |
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Interview Dominik Landwehr
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Homepage
von Douglas Rushkoff
http://www.levity.com/ rushkoff/index.html Kolumnen in der NYT von Rushkoff
Interview zum Buch "Chaos
Kids"
Auch intereressant zum Thema
Kids & Digital World ist das neue Buch von Don Tapscott "Growing up
digital"
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Rushkoff – der Cyber-Spezialist
Douglas Rushkoff ist Autor und beschäftigt sich seit Jahren mit Computer und Jugendkultur. Seine Bücher sind auch in deutscher Sprache erhältlich: Chaos Kids. Oder das aufregende Leben inder Welt der
Datenströme. Knaur Verlag. 16 Franken.
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Die neue Entertainment World
Kino und TV waren noch nie so populär wie heute: die Produktionen verschlingen enorme Summen, noch nie konnte das Publikum aus so vielen Angeboten auswählen. Zahlen aus den USA zeigen aber, dass Kinder & Jugendliche tendenziell weniger TV konsumieren und sich dafür mehr für Multimedia-Anwendungen wie Spiele und Internet interessieren. Die neuen Netz-Technologien werden Entertainment-Industrie umwälzen. TV on demand: Der Zuschauer wird zum Programmdirektor und stellt sich mit seiner Fernbedienung ein völlig individuelles Programm zusammen; Music on demand: der Gang in den CD Shop wird überflüssig. Der Konsument wählt seine Musik am Bildschirm und erhält sie via Internet ins Haus geliefert. Gespeichert wird sie auf einer beschreibbaren CD oder einem anderen, billigen Speichermedium. Net-Games: Die neuen Computerspiele sind netzwerkfähig. Spielpartner gibtt es dank Internet rund um die Uhr und auf der ganzen Welt; Net-Romance: Schon heute gibt es Datenbanken mit bis zu einere Million Einträgen und Funktionen, welche die Suche nach Dutzenden von verschiedenen Kriterien ermöglicht. Solche Datenbanken werden in Zukunft zum Alltag gehören. Online-Shopping: Einkaufen wird zwar nicht überflüssig aber viel einfacher. Wer den Gang in den Laden scheut begibt sich im Netz auf einen virtuellen Einkaufsbummel. Ob er dabei etwas einkauft oder sich nur zum Spass mit dem Warenangebot beschäftigt, ist nebensächlich. D.L.
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