Die Schule will ans Netz Karges Internet-Angebot für Kids Kidlinks

Mit neuen Medien umgehen lernen 

Das Internet gehört an die Volksschule, sagt der Zürcher Erziehungsdirektor Ernst Buschor.
 
 

«Brückenbauer»: Wann haben Sie das Internet zum letztenmal benutzt?

Ernst Buschor: Gestern nachmittag. Ich habe Zahlen für einen Vortrag zur Entwicklung der Schweizer Wirtschaft gesucht.

Warum muss das Internet an der Schule eingeführt werden?

Wir leben in einer Welt, die von der Informationstechnologie bestimmt wird. Das Suchen und Finden von Informationen ist heute eine Kulturtechnik wie Lesen und Schreiben. Wir betrachten das Internet auch nicht isoliert, sondern als einen Teil der Informatikausbildung.

Geht es an der Volksschule nicht um ganz elementare Dinge wie Lesen, Schreiben, Rechnen?

Das ist sicher richtig. Die Informatik unterstützt aber diese Fähigkeiten. Beim Übertritt ins Berufsleben wird heute erwartet, dass man Grundbegriffe der Informatik kennt, dazu gehören auch Grundkenntnisse im Internet.

An den Schweizer Schulen gibt es erhebliche Unterschiede in Sachen Internet, denn die Ausrüstungen sind teuer.

Was Geld kostet, ist die Computerausstattung. Dort, wo sie vorhanden ist, braucht es für den Internetzugang keine grossen Investitionen. Wir reden hier von Beträgen in der Grössenordnung von 3000 Franken pro Jahr und Schulhaus. Es wird in Zukunft sicher noch günstiger. Das sind Beträge, die finanzierbar sind. In Sachen Ausrüstung gibt es tatsächlich Probleme. Ich betrachte dies jedoch als Übergangsprobleme.

Müssen zuerst die Schulen ausgerüstet werden oder sollte man zuerst die Lehrer ausbilden?

Man muss beides tun. Die technische Ausrüstung der Schulen ist genauso wichtig wie die Ausbildung der Lehrer.

Die meisten Angebote im Internet sind Englisch.
Ist das ein Hindernis?

Das minimale Englisch, das es braucht, beherrschen viele schon. Aber es wäre schon gut, wenn die Schüler bessere Englischkenntnisse hätten. In der Schweiz werden Französischkenntnisse noch immer höher eingeschätzt als Englischkenntnisse. Ob das so bleiben soll, müssen wir wohl in Zukunft diskutieren.

Im Internet gibt es nicht nur Nützliches, sondern auch Nazi-Propaganda und Pornographie.

Im Unterschied zu früher ist das Informationsangebot heute immens: Unsere Kinder wachsen mit einem Angebot von 50 oder 60 Fernsehsendern auf. Sie müssen einen kritischen Umgang mit diesem Riesenangebot und eine bewusste Selektion lernen. Diese kritischen Fähigkeiten braucht es auch im Umgang mit dem Internet. Die Situation ist in einem gewissen Sinn ähnlich wie in den sechziger Jahren, als das Fernsehen populär wurde. Damals haben viele Erzieher einfach gesagt «Das ist gefährlicher Schund!» und den Kopf in den Sand gesteckt. Diese Haltung war ein Fehler, der sich nicht wiederholen darf.

In den USA gibt es schon Schulen, die ihre Bibliotheken schliessen um Computer anzuschaffen und um Internet-Anschlüsse zahlen zu können. Passiert das bald auch bei uns?

Die Schule hat eine kulturelle Mission, dazu gehören das Vermitteln von Sprachkenntnissen, das Wecken eines Verständnisses für Natur und Umwelt und für das gesellschaftliche und soziale Leben. Wir haben eine ganzheitliche Vision der Bildung. Hier in Europa ist es weniger gefährlich, dass wir uns von dieser Vision entfernen.

Interview Dominik Landwehr 


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